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Nimm der Ohnmacht ihre Macht

Nimm der Ohnmacht ihre Macht

Bericht über die TZI-Werkstatt im Oktober 2024 von Frank Richter

Mit dem Thema „Nimm der Ohnmacht ihre Macht“ haben Christine und Matthias Werner aufgenommen, was viele von uns bewegt. Schon in der Startrunde zeigte sich, wie bei fast allen der rund 20 Teilnehmenden Ohnmachtserfahrungen im privaten und im gesellschaftlichen Bereich dicht beieinanderliegen. Und so war in der Gruppe auch eine große Verbundenheit zu spüren, sowohl in den Kleingruppen als auch in den gemeinsamen Aktionen. Wechselnde Strukturen und Methoden machten die Lebendigkeit der Werkstatt aus. Eine Auswahl von Gegenständen, mit Bedacht in der Mitte ausgebreitet, gab einen ersten Anstoß: Was spricht mich an, was mit meiner Ohnmacht zu tun hat?
Der Austausch dazu in kleinen Gruppen ließ Gemeinsamkeiten und Unterschiedlichkeiten sichtbar werden. Die folgende Körpererfahrungsübung in mehreren Schritten war ein Angebot, sich mit dem eigenen Gefühl von Ohnmacht auseinanderzusetzen und zu probieren, was es verstärkt oder abschwächt. Immer mit der Möglichkeit, sich die eigenen Erfahrungen im Anschluss zu notieren.
Bei der anschließenden Prozessreflexion wurde deutlich, dass eine solche Übung nicht ohne weiteres für alle mit gleicher Offenheit und Intensität nachvollziehbar ist. Das spricht nicht dagegen; aber für die Leitung ist es wichtig, das zu wissen und zu akzeptieren. Darüber zu reflektieren und es zu benennen, ist ein Charakteristikum der TZI-Werkstatt. Es gibt nicht falsch oder richtig. Es geht darum: Was hat wie gewirkt, und was habe ich daraus gemacht?

Als wir das Thema am Nachmittag fortsetzten, ging es um den Blick nach außen. Anhand von Texten zum Umgang mit Ohnmacht, die Christine und Matthias ausgewählt und ausgelegt hatten, stellten wir die Frage: Was kommt von außen auf uns zu? Von welchen Meinungen sind wir umgeben, welche Erfahrungen lösen etwas in uns aus? Dabei zeigte sich in der Gruppe, welch unterschiedliche Impulse es sind, die jede*r mit ihrer*seiner eigenen Lebenswelt verknüpft. Die starken Gefühle, die manche Texte bei Einzelnen auslösten, waren durchaus überraschend. Was der eine einfach liegen lässt, stellt für die andere eine starke Berührung dar.
Gern hätten wir mehr Zeit gehabt, mit den Texten noch „etwas anzufangen“. Aber der Globe in Gestalt der tickenden Uhr ist eine Macht, die uns zwar nicht ohnmächtig macht, aber durchaus begrenzt.
Aus der Abschlussrunde sind mir Sätze hängen geblieben wie: „Wenn das eine nicht geht, geht etwas anderes.“ „Dem Gefühl einen Namen geben, bedeutet: Ihm nicht mehr ausgeliefert zu sein.“ „Meinen kleinen Beitrag finden, das muss reichen“. Und der ermutigende Zuspruch: „Zu wissen, dass ich zähle!“

Peter und Ursula Vogel und Claudia König haben sich aus gesundheitlichen Gründen mit dieser Veranstaltung aus der Organisations- und Leitungsverantwortung für die Meißner TZI-Werkstatt zurückgezogen. Ein Abschied, der schwerfällt. Denn alle drei haben dieses Format in Gang gebracht und viele Jahre geprägt. Ganz herzlichen Dank dafür.
Spontan hatten wir die Idee, den Tag mit dem Bonhoeffer-Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ zu beschließen. Ein sehr berührender Schluss, der durchaus den thematischen Bogen wiederaufnahm.
Ein Blick in die Zukunft: Peter Vogel hat dafür gesorgt, dass die Werkstatt-Tage im nächsten Jahr weitergehen. Die Verantwortung für die Organisation wird Michael Glanz übernehmen.

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