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TZI und Gendersensible Sprache
Ein „Aufregerthema“ und wie TZI zu einer Positionierung verhelfen kann
Am ersten Donnerstag im Monat findet sich in Radebeul rund ein Dutzend Menschen an einem langen Tisch zusammen. Nach dem Austausch von Persönlichem und Beruflichem, widmet sich die Runde einem vorbereiteten Thema. Das können biografische Erfahrungen sein, z.B. „Was gibt mir Halt und Neuorientierung?“ oder aktuelle gesellschaftliche Fragen.
So hatte im April 2024 Elke Siebert zu dem Thema Gendersensible Sprache eingeladen. Ihr Bericht von diesem Abend:
TZI und Gendersensible Sprache - ein „Aufregerthema“ und wie TZI zu einer Positionierung verhelfen kann
Bericht über den TZI-Stammtisch im April 2024 von Elke Siebert
Mich reizte es, einen Themenabend dazu anzubieten, war ich doch verwundert, dass unter vielen themenzentriert geschulten Menschen in meinem Umfeld gendersensible Sprache eher abgelehnt wurde. Schon die Reaktionen auf die Einladung versprachen einen lebhaften Austausch: „Die Katze kommt – ohne Kater“ „Das lasse ich mir nicht entgehen!“ „Ansonsten empfehle ich die Straßenverkehrsordnung (StVO) §1 Grundregeln (hier etwas angepasst🙂): (1) Die Teilnahme am Sprechverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. (2) Wer am Sprechen teilnimmt, hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.“
Entlang dem 4-Faktoren-Modell der TZI als Strukturierungshilfe konnten wir uns am Abend dem „warum“ und „wozu“ der gendergerechten Sprache annähern.
Betrachtet man den GLOBE, ist die Verwendung von gendergerechter Sprache das Ergebnis verschiedener gesellschaftlicher Entwicklungen. So hat bspw. der gesellschaftliche Fokus auf Diversität und Inklusion dazu geführt, dass die Bedürfnisse und Identitäten aller Geschlechter anerkannt und berücksichtigt werden. Dies zeigt sich auch in der Sprache, die angepasst wird, um inklusiver zu sein. Als Vorreiterin darf zweifelsohne die Frauenrechtsbewegung gesehen werden, die aktiv für Gleichheit und gegen Diskriminierung gekämpft hat. Auch dies hat das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Ungleichheiten geschärft.
Das WIR wird geprägt von Frauen, Männern und nicht-binären Personen, deren Wunsch und Bedürfnis es ist, respektiert und anerkannt zu sein, sich in der Sprache wiederzufinden, sich angesprochen und gemeint zu fühlen. Es war nicht immer üblich, dass in der Anrede die weibliche und die männliche Form genutzt werden („Kolleginnen und Kollegen“). Mit der gesellschaftlichen Sensibilisierung für weitere Geschlechter ist es nun notwendig geworden, eine Sprachregelung zu finden, die non-binäre Menschen einschließt.
Dies führte zu der Frage, wie ICH mich zur Nutzung dieser Sprachform verhalte, wenn ich weiß, dass das Bedürfnis nach Gesehen-Werden dem WIR – meinem Gegenüber – entspringt. Hier waren sich, dank des zweiten Axioms, alle Anwesenden sofort einig: Wenn es die Verwendung gendersensibler Sprache ermöglicht, dass sich alle Menschen angesprochen und gemeint fühlen, dann ist sie zwar immer noch mundwerklich herausfordernd und im Schriftbild ungewohnt bis lästig, aber zumindest durchaus akzeptabel.
So wurde während der Diskussion zunehmend deutlicher, dass man sich über die typographischen Sonderzeichen in Lesetexten nicht sonderlich aufregen muss, sondern sie gelassen annehmen kann als das, was sie aktuell sind: Versuche, dem Bedürfnis nach Anerkennung sprachlicher Wahrnehmbarkeit zu entsprechen.
Daraus ergeben sich weitere Themen, die nur am Rande angerissen werden konnten: Wie kann eine bewusste Anwendung gendersensibler Sprache Gleichheit fördern? Gibt es weitere Möglichkeiten, diskriminierenden Sprachgebrauch abzubauen? Kann und will ich mein Sprachverhalten anpassen? Fragen, mit denen wir nach einem austauschintensiven Abend nach Hause gegangen sind, und die weiterwirken.Anmeldung: kristin.thoering@evlks.de